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Antibiotika und die Auswirkung

Während des zweiten Weltkrieges hat ein neuer “Stoff”, das Penicillin, Einzug gehalten. Seinerzeit war es das Mittel, das erfolgreich Bakterien in ihrer Entwicklung hemmen konnte. Der Penicillineinsatz war von Erfolg gekrönt.
Inzwischen gibt es eine Unzahl antibiotischer Mittel und eine zunehmende Resistenz der Bakterien auf bestimmte Substanzen macht sich bemerkbar.

In diesem Zusammenhang wird oft der Antibiotika-Einsatz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung als Hauptursache für dieses Problem genannt.

Die “European Federation of Animal Health” (FEDESA) hat auf einer Konferenz am 13. Juni 2001 im schwedischen Visby hinsichtlich der Resistenzproblematik von Antibiotika folgende Zahlen genannt:

    Insgesamt wurden 1999 in der EU und in der Schweiz 13.216 Tonnen Antibiotika eingesetzt, davon entfielen auf die Humanmedizin 65% (8.258 t) und auf die Landwirtschaft 35% (4.688 t)

Von den 4.688 t in der Landwirtschaft wurden 1999 zur Therapie erkrankter Tiere 3.833 t und 855 t zur Leistungsförderung eingesetzt. 1997 war noch die doppelte Menge Leistungsförderer angewandt worden.

Berücksicht man, dass das theoretisch zu behandelnde Gesamtkörpergewicht bei den Tieren etwa dreimal höher ist als das aller in der Schweiz und EU  lebenden Menschen, so ergibt sich daraus ein 5-6fach höherer Verbrauch von Antibiotika in der Humanmedizin (243mg/kg Körpergewicht) gegenüber der Veterinärmedizin (43mg/kg Körpergewicht).
Anzumerken ist noch der Verbrauch nach Tierarten. Hier ist eine stark zunehmende Tendenz bezogen auf das Körpergewicht vom Rind über das Schwein bis zum Geflügel festzustellen.

Das Umweltbundesamt geht in seinem Jahresbericht 1997 davon aus, dass große Kläranlagen nicht nur zur Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien beitragen, sondern diese auch produzieren. Begünstigt durch die hohen Bakterienkonzentrationen kann es zum Austausch von Antibiotikaresistenzen zwischen Bakterien kommen und eine neue Form kann entstehen.

Nach Berechnungen können bei einer Grosskläranlage mit einem täglichen Abwasseranfall von ca. 30.000 m3 jeden Tag etwa 45.000.000.000.000 antibiotikaresistente Bakterien mit dem Ablauf in die Umwelt gelangen. Die Untersuchungen der Rohabwasserproben der vollbiologischen Kläranlage ergaben Werte von 100 bis 1.000 tetracyclin-, chloramphenicol- und kanamycinresistente coliforme Bakterien je Milliliter.

Der Bericht des Bundesumweltamtes läßt den Schluss zu, dass Kläranlagen erheblich zur Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien beitragen. In diesen Anlagen dürften kaum tierische Exkremente gelangen. Somit wäre eine erhebliche Mitverantwortung der Landwirtschaft in diesem Bereich auszuschließen. Über die Einleitung der geklärten Abwasser in Flüsse und Seen, aber auch über das Ausbringen des Klärschlamms auf Äcker und Wiesen könnten die resistenten Bakterien wieder in den Nahrungskreislauf gelangen.

Wie die Studie der FEDESA aufzeigt, werden ca. zwei Drittel aller Antibiotika in der EU direkt beim Menschen angewendet, der Rest wandert in die Tierhaltung. Hier wurden Anno 1999 EU-weit noch 855 t als sogenannte Leistungsförderer eingesetzt. Dieser Wert dürfte bis heute deutlich abgenommen haben und er ist weiter zu minimieren; denn Medikamente gehören nicht in den Futtertrog!

Der oft gemachte Vorwurf, die landwirtschaftliche Tierhaltung sei für das Problem antibiotikaresistenter Bakterien verantwortlich, ist nicht haltbar. Die Tierhalter tragen lediglich ihren (geringeren) Anteil und auch der sollte weiter verkleinert werden.

    

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