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Milch in den Gully...

...kaum vorstellbar, aber wahr. Seit Mitte der letzten Maiwoche im Jahre 2008 wird deutschlandweit Milch nicht mehr an die Molkereien geliefert, sondern auf andere Art “entsorgt”. Der Grund für diese Massnahme ist der stark gefallene Milcherzeugerpreis von teilweise weit unter 30 Cent/Liter.

Erheblich gestiegene Kosten für Milchvieh- Kraftfutter um rund 80% innerhalb eines Jahres, sowie fast doppelt so hohe Düngemittelpreise wie vor Jahresfrist verbunden mit den deutlich erhöhten Energiepreisen führen dazu, dass Milcherzeugerpreise von unter 35 Cent je Liter ein reines Zusatzgeschäft sind.

Während in der Welt täglich tausende Menschen -vor allem auch Kinder- des Hungers sterben, wird bei uns das wertvolle Nahrungsmittel Milch als Abfall behandelt. Ethisch gesehen ist das mehr als verwerflich; doch mal ehrlich- ist der Preis von weniger als 30 Cent/ltr Milch noch ein akzeptable Entlohnung für ein aufwendig erzeugtes Lebensmittel??

In meinem Ort beteiligen sich um die Monatswende Mai/Juni 2008 fast alle Milchbauern am Lieferstreik. Die Milchsammelwagen und damit die Molkereien sind ohne Milch. In den Nachbarorten ist die Situation vergleichbar. Deutschlandweit sollen die Molkereien weit unter 50% der üblichen Milchmenge erhalten und dieser Prozentsatz wird sich in den nächsten Tagen weiter verringern. Pro Tag sind das nach Meldung des Bundesverbandes Deutscher Milchvieherzeuger e.V. (BDM) rund 35 Millionen Liter. Auch in den Nachbarstaaten wird verstärkt keine Milch an die Molkereien geliefert.

Laut meiner Tageszeitung kauften meine Kollegen im nächsten Aldi Markt am gestrigen Freitag demonstrativ die Milchregale leer und spendeten die Ware der “Bremervörder Tafel”. Hier können sich sozial schwache Menschen mit fast kostenlosen Nahrungsmitteln versorgen.

Im Internet werden verschiedene Möglichkeiten der Milchverwendung genannt:

  • Als Düngemittel ist die Milch zwar unbekannt, wird aber demnächst über die Güllegrube als solches Verwendung finden. MilchbadEinen genauen Düngewert konnte ich nicht finden -noch nicht.

  • Ein Landwirt will seinen Plastikpool mit Milch füllen und mit seiner besseren Hälfte vor den Augen der Presse ein Schönheitsbad nehmen (wie einst Kleopatra). Seine Kinder haben es bereits genossen, wie das nebenstehende Bild belegt.

Doch es finden sich auch kritische Stimmen im Netz der weiten Welt. So prangert ein Milcherzeuger die jüngste 2%-ige Erhöhung der Milchquote durch die EU an. Diese Massnahme erhöht das Überangebot und führt logischerweise zu einer Senkung des Preises. Ein anderer bemängelt die bewusste Überschreitung der Quote durch etliche Milcherzeuger zum Ende des Quotenjahres am 31. März. Meistens werden dafür empfindliche Strafgelder fällig. Auch das führt zu Überfluss und Preisminderung.

Montag, 2. Juni:
Heute wird auch die hiesige Molkerei, die Nordmilch in Zeven blockiert. Es gelangen keine LKWs auf das Gelände. Die Streikbereitschaft in unserer Region ist weiter angestiegen. Es gibt seit Sonntagabend erste Gespräche zwischen dem Bund der Milchviehhalter, dem Bauernverband und dem Milchindustrieverband.

Mittwoch, 4. Juni:
Erste Erfolge des Lieferstreiks- die Milchwerke in Chiemgau zahlen rückwirkend zum 1. Juni 2008 den Preis von 43 Cent je ltr. Rohmilch und nach Verhandlungen mit dem Präsidenten des dt. Bauernverbandes verkündet Lidl in Neckarsulm eine Anhebung der Preise für Frischmilch um 10 Cent/ltr und für Butter um 20 Cent je 250 gr Paket.

Donnerstag, 5. Juni:
Der Milchlieferstreik ist beendet
- das teilte Sonnleitner, Präsident des dt. Bauernverbandes gegen abend in einem Telefonat in der Tagesschau mit. Auch der Vorsitzende des BDM Schaber forderte auf der Großdemo am Brandenburger Tor seine Kollegen auf, ab sofort wieder Milch zu liefern. Die Handelsketten Rewe, Norma, Plus und Aldi-Süd haben sich zur Zahlung höherer Preise, wie gestern Lidl, bereit erklärt. Einzige Bedingung ist, dass diese Steigerung an die Milchbauern weitergeleitet wird.

Eine vernünftige und für alle Seiten akzeptable Lösung ist erreicht. Vermutlich wird zukünftig der geforderte Preis von 43 Cent je Liter Rohmilch nicht erreicht werden; doch wenn der Preis wieder kostendeckend ist, war der Lieferstopp erfolgreich. Meine milchproduzierenden Kollegen sollten sich jetzt marktgerecht verhalten und vor allem Quotenüberlieferungen konsequent vermeiden. Noch optimaler wäre eine der Nachfrage angepasste Milchliefermenge. Die Vergangenheit hat es mehrfach bewiesen- eine 5%-ige Unterproduktion führt zu deutlichen Preissteigerungen, eine 5%-ige Überproduktion zu dem Dilemma, das gerade durchlebt wurde.

 Ich wünsche Ihnen schöne Tage. Schauen Sie wieder vorbei!